Adams van Ghoot
Oliver Wenzlaff erzählt über sein neues Hörspiel-Projekt Adams van Ghoot:
Worum geht es in der Geschichte?
Es handelt sich um eine Science-Fiction-Liebesgeschichte. Eigentlich war alles als Science-Fiction-Geschichte geplant, aber beim ersten Probehören stellte sich heraus, dass die Männer den Sci-Fi-Teil cooler fanden, die Frauen aber immer nur wissen wollten, wie es denn nun mit den Liebenden weitergeht. Im Science-Fiction-Handlungsstrang geht es - stark zusammenfasst - um den namensgebenden Adams vom Planeten Ghoot, der auf der Erde auf Gott trifft. Beide wollen die Evolution auf der Erde in die Hand nehmen, allerdings mit unterschiedlichen Zielen. Der Liebes-Handlungsstrang dreht sich um die hübsche Jenny und den durchschnittlichen Bov, zwischen denen eine zarte Romanze entsteht - bis Jenny von Adams' Praktikanten entführt wird. Bov sucht nach Jenny und die Handlungsstränge kreuzen sich.
Wer hat sich die Story ausgedacht?
Die Story entstammt meiner bescheidenen Feder. Es gab letztes Jahr bei eBay eine zu dem Zeitpunkt einmalige Aktion, bei der man leere Buchseiten ersteigern konnte. Das habe ich zum Anlass genommen, die vage Idee in meinem Kopf zu konkretisieren und zu Papier zu bringen. Das Buch ist dann tatsächlich auch erschienen. Es gab sogar einen ziemlichen Presserummel um das Buch (z.B. bei Spiegel-Online und im Radio) - aber im Vordergrund stand immer die Idee der Buchseitenversteigerung. Für die Autoren hat die Auktion - soweit ich das beurteilen kann - absolut nichts gebracht außer einem Buch in der Hand, an dem man mitgewirkt hat. Immerhin gab es eine schöne Party beim Verlag.
Wer spricht alles mit?
Die Sprecher sind breit gefächert - sowohl was deren Tätigkeiten als auch deren Wohnsitz angeht. Die Hauptrollen werden von Synchronsprechern (z.B. dt. Stimmen von Orlando Bloom oder "Charlotte" von Sex and the City, zwischen denen sich die Liebesgeschichte abspielt) oder Theaterschauspielern interpretiert; in den weiteren Rollen finden sich Sprecher aus der Radiolandschaft, weitere Theaterschauspieler oder sogar eine VIVA-Moderatorin aus der Schweiz - auch wenn die Moderatorin nur in "Massenszenen", die für Atmosphäre im Hintergrund dienen, zum Zuge kam. Geographisch verteilen sich die Sprecher von Norden (Rügen, Hamburg) über Berlin, Köln, Karlsruhe und München bis in die bereits genannte Schweiz nach Süden über die Grenzen Deutschlands hinaus. Obwohl natürlich immer die bekannteren Stimmen (dt. Stimmen von Bill Cosby, Ben Affleck, Neelix aus Star Trek Voyager oder Bob Andrews von den Drei ???) diejenigen sind, die zuerst genannt werden, muss ich mich nochmal bei allen Sprechern für den tollen Einsatz und die Geduld bei den Aufnahmen bedanken: Danke!
Autor Oliver im rosa Hemd
(Bilder vom Pre-Listening im Berliner Zoo-Palast, März 2006)
Wie kam es zu der Besetzung?
Relativ früh war klar, dass es für einen unbekannten Autor schwer werden würde, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Deshalb entstand die Idee, eine oder zwei bekannte Stimmen als "Zugpferde" reinzunehmen. Ich kannte einen der Sprecher, den ich für einen Werbe-Sprecher-Job an einen befreundeten Produzenten vermittelt hatte. Er hat mir dann die Kontaktdaten zu einem weiteren Sprecher gegeben, und nachdem das Script jeweils gut ankam, wuchs die Sprecherzahl über Empfehlungen immer weiter an. Das Feedback auf das Script war sehr unterschiedlich: Von einem kurzen "Bin gerne dabei!" per SMS über ein begeistertes "Ich habe selten etwas derart Skurriles gelesen!" am Telefon bis zur Absage per eMail ("Die Story ist mir zu kompliziert.") war fast alles dabei. Ich bin sehr froh, dass es zu der Besetzung gekommen ist und hätte das anfangs nicht gedacht, um ehrlich zu sein. Habe ich mich eigentlich schon bei allen Sprechern bedankt?
Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Das Hörspiel ist extrem lang geworden - 130 Minuten etwa. Da die Länge für das Radio nicht tauglich ist und wir beim Probehören festgestellt haben, dass die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit sehr viel früher endete als das Hörspiel selbst, entschlossen wir uns zu drastischen Kürzungsmaßnahmen. Die Schneidearbeiten dauern noch immer an - wir sind jetzt bei 100 Minuten Länge und haben dementsprechend schon sehr viel rausgenommen. Das tut natürlich in der Seele weh, aber es geht nicht anders. Insgesamt kommt die Story, um es mit Worten aus dem Hörspiel zu sagen, durch das Kürzen zumindest "schneller auf den Punkt"... dafür fehlen jetzt leider ein paar Sachen, die die Erde der Zukunft, wie wir sie geschaffen haben, ursprünglich noch facettenreicher ausmalten.
Produzent Michael
Was ist deine Motivation? Was ist deine Rolle dabei? Wie kamst du dazu?
In erster Linie ist das Schreiben für mich ein Ventil: Ich habe immer viele relativ trockene Sachen schreiben "müssen" - von der Schulzeit (Klassenarbeiten) über die Studienzeit (Diplom- und Abschlussarbeiten) über die Arbeitswelt (Protokolle und Gesprächsnotizen) waren das doch eher staubige Angelegenheiten. Nachdem Michael (der das Aufnahmestudio selber gebaut hat!) und ich anfangs Songs geschrieben und aufgenommen haben, war der Schritt zum Hörspielscript nicht so weit: Auch in Songs erzählt man Geschichten...und man kann sich bzw. seinen Geist relativ frei entfalten. Das ist eine Art Gegenpol für mich zu den trockenen Texten der Vergangenheit. A propos trocken: Während Michael bei der Hörspielproduktion für den technischen Part ("trockener Klang") zuständig ist, bin ich eher für die Regie und für den kreativen Part zuständig: Es gibt schließlich selbst für das kleine Wörtchen "Was?" unzählige Möglichkeiten des Einsprechens - es gibt das gespannte, entsetzte, gelangweilte und beiläufige "Was?" und noch viele mehr...
Es fehlt noch der Verlag. Magst du uns dazu schon etwas verraten?
Wir waren auf der Leipziger Buchmesse und haben da mit einigen ausgesuchten Verlagen und Vertrieben gesprochen - ich hatte zuvor um Termine gebeten. Gut war, dass wir schon sehr weit fortgeschritten sind und bereits eine Rohfassung übergeben konnten. Vorher - so scheint es - wollen sich Verlage und Vertriebe nicht konkret dazu äußern, ob sie nun Interesse haben oder nicht. Die Gespräche sind alle recht gut gelaufen. Wichtig für mich war, die Personen hinter den Firmen kennenzulernen, um mir ein möglichst umfassendes Bild machen zu können, denn wir haben im musikalischen Bereich äußerst gute und äußerst schlechte Erfahrungen mit Vertrieben gemacht: Mal kommt ein Vertrieb überhaupt nicht in die Läden. Mal arbeitet der Vertrieb so überraschend gut, dass man nebenbei über Fan-eMails feststellt, dass offensichtlich gerade CDs in Asien erhältlich sind. Um aber auf die Gespräche hinsichtlich des Hörspiels zurückzukommen: Die kommenden Wochen werden zeigen, was bei den Gesprächen herauskommt. Die Sprecher-Besetzung hat zumindest schon ein bisschen Eindruck gemacht...Ich glaube, ich muss mich nochmal bei allen Sprechern bedanken...
Bei soviel Dank, schließe ich mich an: Vielen Dank für das nette Interview, Oliver.
Wenn das Hörspiel erhältlich ist, erfahrt ihr es natürlich an dieser Stelle.
Verfasser: Malte Köhne, 05/2006