Interview mit Elfie Donnelly
Elea Eluanda
Eine Ihrer Spezialitäten scheint ein lebendiger Erzähler zu sein. Was bedeutet Ihnen diese besondere Erzählweise?
Der Erzähler ist wie ein Familienmitglied, fast so etwas wie ein Papa-Ersatz. Das bringt den Kindern die Geschichten viel näher.
Was hat Sie bewogen, als Heldin der neuen Serie ein behindertes Mädchen zu wählen?
Dass Elea behindert ist, hat sich fast zufällig ergeben. Der Rollstuhl steht eigentlich symbolisch für Unbeweglichkeit, für Einschränkung – für die Behinderung von Kindern im Allgemeinen. Denn in unserer Gesellschaft haben Kinder relativ wenig Freiheit.
Die Behinderung stellen Sie sehr in den Mittelpunkt. Auch das Trösten ist ein betontes Element, das besonders durch die Tröstereule immer präsent ist. Warum legen Sie soviel Wert darauf?
Siehe oben. Und trösten – eigentlich gibt es immer was zu trösten, oder? Ob es sich um ein aufgeschlagenes Knie, eine Ungerechtigkeit oder einfach Trauer handelt.
In vielen Geschichten wird das Motto "Das Leben geht weiter" oder "Behinderte brauchen alles - nur kein Mitleid" betont. Warum gehen Sie einen anderen Weg?
Die Frage verstehe ich gar nicht. Genau das passiert doch hier! Eleas Leben geht tatsächlich weiter, zum Glück. Und von Mitleid kann keine Rede sein, nur von Mitgefühl. Ein meilenweiter Unterschied!
Wie kam Ihnen die Idee, eine neue Sprache zu entwickeln? Glauben Sie, dass die Kinder bald Arambolisch sprechen können?
Ezechiel fing einfach plötzlich an, seltsam zu reden. So ist Arambolisch entstanden. Ich glaube nicht, dass Kinder Arambolisch fließend sprechen werden – denn das tut nicht einmal Ezechiel. Aber einige Sätze, in denen sich die Kinder auf Arambolisch verständigen, werden sie bestimmt bald können – und zu einer Art Geheimsprache für Eingeweihte entwickeln.
Elea ist eine Geschichte ab 7 Jahren geworden. Können Sie sagen, warum die Geschichten nicht für jüngere Zuhörer geeignet sind?
Sicher gibt es auch jüngere Kinder, die sich Elea Eluanda anhören werden. Da Elea ohnehin schon 13 ist, werden sich die ganz Kleinen nicht mit ihr identifizieren. Vielleicht aber mit Ezechiel?
Wussten Sie, dass Ihre Serien auch von vielen "alten" Kindern mit Leidenschaft gehört werden? Viele Fans, die sich im Internet tummeln sind älter als 10, 15, 20 oder auch 30. Wie finden Sie das?
Erschreckend nett. Daran merke ich, dass ich rasend schnell älter werde. Eben war ich selbst noch dreißig, und schwupps...
Haben Sie neben dem Drehbuch noch weiteres an den neuen Hörspielen gemacht? Vielleicht die Sprecher mit ausgewählt? Wie finden Sie die Wahl der Sprecher?
Ja, ich habe die Sprecher mit ausgesucht und bin auch an der Musik beteiligt. Klar, dass ich die Sprecher genau richtig finde! Es ist allerdings nicht leicht, für Ravis Eltern die "richtige" Besetzung zu finden. Nicht jeder erkennt einen indischen Akzent, und den zu sprechen – weil wir keine echten Inder finden konnten, die eine schauspielerische Ausbildung haben und gleichzeitig fließend Deutsch reden – war nicht leicht.
Haben Sie alle Geschichten über Benjamin, Bibi und Elea selber geschrieben?
Nein. Bei Benjamin war, glaube ich, bei Folge 69 Schluss, und bei Bibi bei Folge 40, etwa. Das hat dann ein Team von Autoren weitergeschrieben, hauptsächlich aber der kürzlich verstorbene Ulli Herzog, der sichergestellt hat, dass Benjamin Benjamin und Bibi Bibi bleibt.
Gibt es von Ihren Figuren ausschließlich Hörspiele, oder haben Sie auch Bücher und Filme verfasst?
Es gibt natürlich etliche Benjamin-Videos, zu einigen davon habe ich auch die Drehbücher geschrieben. Dann natürlich der tolle Bibi-Realfilm, der letztes Jahr in den Kinos war und immer noch ist, den gibt es mittlerweile auch auf DVD und Video. Dazu habe ich auch das Drehbuch verfasst. Und auch das Drehbuch zum neue Film, Bibi 2, stammt von mir.
Schreiben Sie direkt das Dialogbuch für ein Hörspiel, oder zuerst ein Buch?
Immer gleich das Hörspiel, und danach folgt ein Buch.
Bibi, Barbara, Bernhard und jetzt Elea und Ezechiel. Warum haben Sie die Namen der Personen in allen Ihren Serien so markant gewählt?
Weil’s mehr Spaß macht! Kein anderer Grund. :-)
Auch alle Nebenfiguren haben ganz witzige Namen, z.B. Dr. Tunieweh. In der neuen Serie Elea ist das nicht mehr so häufig. Warum haben Sie das so gemacht?
Weil Elea nicht mehr für die ganz Kleinen ist und etwas wirkt als Benjamin, werden so häufige Namen mehr so häufig vorkommen.
Allgemeines
Warum leben Sie jetzt auf Ibiza?
Weil mir Mallorca nach 16 Jahren zu langweilig wurde und mein Mann Paul hier schon lange wohnte.
Arbeiten Sie von dort aus für den deutschen Markt?
Genau. Die Segnungen des Internets machen das alles möglich! Immer online, am Meer sitzen (oder wie jetzt in einem kühlen Büro) – das ist schon fein.
Schreiben Sie Ihre Geschichten nach Auftrag oder sind Sie eine freie Autorin?
Freie Autorin. Immer schon gewesen!
Was verbindet Sie mit Deutschland und Österreich?
Ich habe lange in Berlin gelebt und betrachte das als meine zweite Heimat. Ich arbeite fast ausschließlich für den deutschen Markt, und meine Lieblingsstädte sind Berlin, München und Tübingen.
Und Österreich ist "mein" Land. Auch wenn ich in England geboren bin, bin ich ja mit fünf Jahren nach Österreich gekommen, dort zur Schule gegangen und habe dort auch meine Journalistenausbildung gemacht, meinen ersten Sohn bekommen und so weiter.
Wien ist meine Heimatstadt, die ich sehr schätze. Wir halten uns auch einige Wochen im Jahr dort auf. Es ist die schönste Stadt in Europas – gleich nach Venedig, aber das ist zum dort leben zu klein und wässrig. Nur ist mir Mitteleuropa einfach zu kalt! :-)
Vielen Dank, Frau Donnelly!
Elea in den Hörspiel-Fakten
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Verfasser: Malte Köhne, 11/2003